
Der Erfinder des Bräustüberls: Abt Bernhard Wenzl
Ohne ihn gäb’s kein Bräustüberl: Der barocke „Brau-Abt“ von Tegernsee holte das Bier ans Kloster – und schuf damit eine Erfolgsgeschichte, die bis heute andauert.
Der 57. Abt des Klosters Tegernsee, Bernhard Wenzl, legte mit dem Neubau eines Brauhauses den Grundstein für das heutige Bräustüberl. Mit dem Torhaus (später Geistliches Herrenhaus, ein bis heute bestehendes Gebäude an der Uferpromenade, in der Nähe des Bootsverleihs) beginnt der barocke Neubau der Tegernseer Klosteranlage.
Abt Bernhard Wenzl (1637–1714) war nicht nur ein Mann des Glaubens, sondern auch ein geschickter Unternehmer im Mönchsgewand. Ursprünglich ein einfacher Bauernsohn aus Henndorf bei Salzburg, brachte es Bernhard dank Begabung, Frömmigkeit und Engagement bis zum Abt des Klosters Tegernsee (1673–1700). Seine größte Leistung: Er sicherte 1675 das wertvolle Brau- und Ausschankrecht für das Kloster und schuf damit die Basis für den heutigen Erfolg der Tegernseer Brauerei samt Bräustüberl.
Mit der Einnahmequelle „Bierverschleiß“ finanzierte er nicht nur das Bier, sondern auch monumentale Bauten wie die barocke Umgestaltung der Klosteranlage und der Klosterkirche. Der Chronist lobte diese kluge Entscheidung als „gloriose Tat“. Abt Bernhard Wenzls Einfluss reichte weit über das Tal hinaus, vom Kirchenbau bis zur Gründung der Bayerischen Benediktinerkongregation.
Nach fast drei Jahrzehnten erfolgreicher Amtszeit zog sich Bernhard zurück und starb 1714. Sein lebendiges Vermächtnis bleibt unvergessen – und jeder Schluck Tegernseer Bier ist ein kleiner Dank an den klugen Abt Bernhard. Ursprünglich gebraut für Gäste und Untertanen, war das Bier nicht für die Mönche selbst bestimmt – diese bevorzugten weiterhin Wein aus eigenen Gütern. Nach der Aufhebung des Klosters 1803 gelangte die Brauerei in staatlichen Besitz und wurde 1817 Eigentum von König Max Joseph I., wodurch es zum „Königlich Braunen Bierbrauhaus Tegernsee“ wurde. Später ging es an Herzog Max in Bayern über. Heute bewahren die Wirtsleute und ihre Stammgäste die einzigartigen Traditionen und sorgen dafür, dass das Bräustüberl ein beliebter Treffpunkt bleibt – getreu den Worten Eugen Roths, der es treffend zusammenfasste:
„Wer dort nicht eine Maß – oder mehr – getrunken hat, der hat noch nicht einmal die niederen Weihen als Kenner bairischer Lebensart empfangen."